Freitag, 25. Dezember 2020

Der Körnerbock - Käfer der Nacht -

Viele Käfer sind nachtaktiv, daher sind sie auch teils schwer zu erfassen. Am Tag sind die Tiere dann einfach nicht auffindbar oder ihre Verstecke nur schwer zugänglich. Spannend ist es dann, wenn man nach einer nachtaktiven und zugleich sehr seltenen Art sucht und sie dann nach Jahren zum ersten mal gleich an verschiedenen Orten zu Gesicht bekommt. So ging es mir dieses Jahr mit dem Körnerbock. 
Der Körnerbock (Aegosoma scabricorne) ist eine unserer seltensten Bockkäferarten und zu gleich eine der größten. Mit guten fünf Zentimetern nach heimischen Maßstäben ein echter Riese. Eine sehr urtümlich anmutende Art die nur in den wärmsten Sommerabenden zu später Stunde unterwegs ist. Ein zufälliger Hinweis meiner Kollegin Evelyn die eine Nachricht einer Freundin erhielt, die meinte "was ist denn hier für ein Käfer an meine Hauswand geflogen" wies mich auf meinen ersten lebenden Körnerbock hin, den ich mir dann prompt anschauen musste. Einige Wochen davor suchte mein Kollege Florian und ich zusammen mit unserem Käferkumpel Claus vergeblich in der Nähe nach Tieren, fanden aber nur ein paar Flügeldecken und etliche Ausbohrlöcher. Durch den nun aktuellen Fund angetrieben machten wir uns auf, um nach der Art an einer ganz anderen Stelle zu suchen und wurden nun fündig und zwar in zweistelliger Anzahl. An zwei Abenden fanden wir ein gutes duzend Tiere. Ein Individuum flog uns sogar aufgrund unseres Taschenlampenlichts an. Wahnsinns Erlebnis!

Ein Körnerbock an einem Brutbaum
Ein Männchen in einem Ausbohrloch, vermutlich nutzte das Tier dies aber als Tageseinstand.
Portrait eines Männchens

Der Körnerbock ist mit dem deutlich weiterverbreiteten Sägebock und mit dem seltenen Mulmbock näher verwand. Alle drei Arten zählen zu den großen Arten und sind eindrucksvolle Tiere. Die Körpergröße des Körnerbocks liegt zwischen 28-50mm. Für Bockkäfer eher untypisch besitzen die Weibchen eine Legeröhre, die deutlich über die Flügeldeckenenden ragt. Die Männchen sind besonders an den Fühlern und dem Kopf mit feinen Körnchen besetzt, daher auch der Name. 

Weibchen im letzten Licht am Brutbaum
Weibchen am Brutbaum

Bei uns findet man die Art bis auf ganz wenige Ausnahmen nur in der Oberrheinebene und angrenzenden Gebieten zwischen Basel und Frankfurt. In Südeuropa ist die Art allgegenwärtig und keine Seltenheit. Da die in Deutschland bisherige Verbreitung deutlich klimatisch erklärbar zu sein scheint, könnte sie im Zuge der Klimaveränderung profitieren. Gleichwohl ist die Art auf absterbende Bäume oder alte Bäume mit absterbenden Partien angewiesen. Ein solches Vorhandensein in den Wäldern setzt eine ökologisch nachhaltige Forstwirtschaft voraus. Bezüglich der Baumart sind die Tiere nicht wählerisch,  fast alle heimischen Laubbäume im richtigen Stadium können geeignete Wirtsbäume sein. Die Larven entwicklen sich innerhalb von drei Jahren zum Käfer. 
Die Art ist nach Bundesartenschutzverordnung streng und besonders geschützt.

Männchen mit Schlupfloch
Körnerbock im Taschenlampenlicht
Glücklicher Fund eines Tieres kurz vor Sonnenuntergang

Samstag, 3. Oktober 2020

Bildtafeln - Neue Galerie auf der Homepage

Da sich für mich die Fotosaison langsam dem Ende zuneigt und ich in diesem Jahr nicht nur Freilandfotos gemacht habe, möchte ich mit den Studioaufnahmen beginnen. 
Auf meiner Homepage ist hierdurch eine komplett neue Galerie entstanden, in der sich aktuell 30 Bilder befinden. Das werden sicher in den kommenden Monaten deutlich mehr werden. Hier findet ihr Foto-Stacks von präparierten Tieren aus wissenschaftlichen Sammlungen. Insbesondere die faszinierenden Details, sonderbaren Strukturen und wunderbaren Farben der Tiere kommen mit dieser Technik zum Vorschein und begeistern bei jedem Anschauen erneut. Die Galerie startet mit einer Auswahl von Käfern, einem Nachtfalter und einer Fliege. Der Fokus liegt auf heimischer Fauna, jedoch finden sich hier auch einige Exoten. 
Da ich immer wieder Foto-Stacks von präparierten Tieren benötige, bot sich die neue Kategorie auf der Homepage an. So ist beispielsweise das erste Tier in der Galerie ein Rindenkäfer (Aulonium ruficorne) den mein Kollege und Käferkumpel Florian und ich neu für Deutschland nachgewiesen haben. Für die dazugehörige Publikation machte ich sowieso ein Foto-Stack. 



 

Mittwoch, 4. März 2020

Springfrosch die Zweite

Springfrösche (Rana dalmatina) sind hier in Karlsruhe neben dem Feuersalamander und den Molchen die ersten Amphibien die man bereits im sehr zeitigen Frühjahr antrifft. Und da das immer nach dem tristen Winter eine große Freude ist, die Tiere zu suchen, zu beobachten und zu knipsen, möchte ich gern erneut einen kleinen Blogpost zu dieser Art schreiben.
Das letzte mal waren die gezeigten Fotos plakativer und tierzentrischer, diesmal hab ich versucht ein paar Bilder zu machen, die ich so in meinem Archiv noch nicht hatte.
90mm | f/4 | 1/400s | ISO800

Mehr Lebensraum, mehr Interaktion mit der Umwelt oder anderen Individuen, also eher weiter weg, als näher ran. In diesem Jahr konnten wir sehr viele Springfrösche im Wasser beobachten. Sogar rufende Männchen und Paarungen. Ein tolles Erlebnis, da sonst das Schauspiel eher des nächtens stattfindet.
Amplexus
23mm | f/16 | 1/500s | ISO800
23mm | f/16 | 1/80s | ISO640
Unterwasseraufnahme eines typischen Laichballens eines Springfrosches
28mm | f/1.8 | 1/100s | ISO25
90mm | f/4 | 1/1250s | ISO800
Laichgewässer mit mind. drei Springfröschen und vielen Laichballen im Bild
15mm | f/16 | 1/250s | ISO800

Letztes Jahr war vielerorts sehr schlecht für Amphibien, das trockene 2018 führte dazu, dass oberirdische Gewässer trotz Regen meist schnell wieder austrockneten, da aufgrund der sehr niedrigen Grundwasserstände viel Wasser einfach versickerte. Umso besser, dass es zumindest gerade so aussieht, als ob das zeitige Frühjahr aus amphibischer Sicht sehr gut zu sein scheint. Die Gräben sind reichlich mit Wasser gefüllt und viele Amphibien bereits in den Gewässern. So fanden wir Ende Februar neben Springfröschen auch Berg-, Teich und Kammmolche in einem Grabensystem in Karlsruhe. Im beginnenden März kamen auch vereinzelte Grasfrösche hinzu, die hier seltener sind als die Springfrösche. 
23mm | f/16 | 1/160s | ISO640 
90mm | f/3.5 | 1/1250s | ISO800
90mm | f/5.6 | 1/320s | ISO800
15mm | f/4 | 1/640s | ISO800

Mit etwas Geduld und ruhigem Verhalten gewöhnen sich die Tiere auch schnell an den Fotografen und sind dann doch sehr entspannt, wenn man ihnen mit der Kamera auf die Pelle rückt. Dann lässt man sich natürlich auch nicht die Chance entgehen, doch ein nahes Kopfportrait zu schießen. 
vier  Laichballen
90mm | f/3 | 1/100s | ISO800
frisch abgesetzter Laichballen, vermutlich wenige Minuten alt
90mm | f/8 | 1/100s | ISO800
zwei Männchen unter Wasser wartend, mit einigen Laichballen im Vordergund
90mm | f/8 | 1/60s | ISO800
150mm | f/5 | 1/160s | ISO800
90mm | f/8 | 1/80s | ISO800
15mm | f/16 | 1/320s | ISO800

Komplett frisch abgesetzte Laichballen, Paarungen und rufende Männchen, das war schon ein echtes Erlebnis. In wenigen Tagen werden nur noch die Laichballen in den Gewässern auf die Art hinweisen und die Frösche einzeln in den angrenzenden Waldgebieten unterwegs sein.