Bereits im letzten Jahr besuchte ich zum ersten mal eine Fläche mit Wechselkröten. Ihr typisches Tarnfleckmuster macht sie zum einen unverkennbar und zum anderen wohl zu einer, wenn nicht sogar zu der attraktivsten heimischen Amphibienart. Tagsüber sind die Tiere in aller Regel versteckt und nur im Ausnahmefall aktiv. Das heißt, dass die meisten Menschen diese Tiere wohl nie zu Gesicht bekommen werden. Umso wichtiger diese schönen Tiere mit Photos einer breiteren Öffentlichkeit zu zeigen und so ein gewisses Verständnis zu schaffen, deren Lebensräume zu erhalten.
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225mm | 1/800s | f/4 | ISO200 |
Allein die stark abgegrenzten grünen Flecken auf hellem Grund machen die Art zu allen anderen heimischen Amphibien unverwechselbar. Die Wechselkröte (Bufo viridis) ist neben Erd- und Kreuzkröte eine der drei heimischen Arten die zur Familie der Echten Kröten (Bufonidae) gehören. Die Wechselkröte ist etwas schlanker als die anderen beiden Arten und in ihrer Körpergröße genau zwischen den beiden. In Deutschland können die Männchen bis 8 und die Weibchen bis 9 cm groß sein. Alle drei Arten können miteinander bastardisieren, allerdings führt dies in fast allen Fällen zu stark missgebildeten Tieren.
Die Oberseite und Flanken der Wechselkröte sind sehr variabel. Die Grundfärbung kann von beige über grau bis grün-, bräunlich gehen. Die dunkelgrünen Flecken sind individuell und bleiben während des gesamten Lebens der Kröte in Anordnung, Form und Verteilung erhalten. Jedoch verkleinern sich die hellen Fleckenzwischenräume mit zunehmendem Alter.
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gemeldete Verbreitung der Wechselkröte (Bufo viridis Komplex) in der EU25 |
An der Verbreitung der Wechselkröte könnte sich in den kommenden Jahren wohl einiges ändern, da es zu einer Aufspaltung der Art in fünf oder mehr verschiedene Arten kommen könnte. Momentan wird die Art aber meist noch im gesamten Verbreitungsgebiet als eine Art angesprochen. In Deutschland könnte es demnach noch eine zweite Art, die Östliche Wechselkröte (Bufo variabilis) geben.
Die Wechselkröte kommt als kontinental-mediterranes Faunenelement in Deutschland an seiner westlichen Verbreitungsgrenze auf dem europäischen Kontinent vor. In Deutschland ist die Art fast flächendeckend im Osten verbreitet, außerdem ist sie im Westen und Südwesten und in Bayern zu finden. Das Gesamtverbreitungsgebiet reicht im Norden bis ins Baltikum und nach Schweden, im Osten bis zum Ural mit einem isolierten Vorkommen in Kasachstan sowie im Südosten bis zum Mittelmeer (Balkan, Italien).
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225mm | 1/250s | f/4 | ISO200 |
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225mm | 1/100s | f/9 | ISO200 |
Als Steppenart ist die Wechselkröte gut an trockene und warme Habitate angepasst. Sie benötigt grabfähige Böden, lückige bzw. niedrige Vegetation und ein ausreichendes Futterangebot. Als Nahrung dienen Insekten, Schnecken, Spinnen und Regenwürmer. Sie ist daher häufig auf sekundär entstandenen Habitaten und Ruderalflächen zu finden. Zusammen mit der Kreuzkröte teilt sie sich häufig den Lebensraum z.B. in Steinbrüchen, jedoch ist die Wechselkröte in der Wahl der Lebensräume wesentlich flexibler.
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frisch metamorphisiertes Jungtier
127mm | 1/160s | f/6.3 | ISO400 | zwei Taschenlampen |
Die Wechselkröte gilt als wanderfreudig und legt nicht selten bis 1000 m zwischen Laichgewässer und Sommerlebensraum zurück. Ihre Mobilität ermöglicht dabei auch die Eroberung neuer Laichgewässer. Diese sollten besonnt und keine bis wenig Vegetation haben, dabei reicht das Spektrum von kleinen Flachwassertümpeln bis zu mittelgroßen Gewässern. Die erwachsenen Tiere erscheinen spätestens im April und sind dann bis zum Juni am Laichgewässer zu finden. Die Eier werden wie bei allen Echten Kröten in Schnüren abgelegt. Die Larven sind dann meist ab Mai in den Laichgewässern und verlassen dieses als metamorphisierte Jungtiere ab Juli. Anfangs halten sich die winzigen Jungtiere noch sehr nah im feuchten Uferbereich des Entwicklungsgewässer auf und sind tagaktiv. Je älter sie werden umso weitere entfernen sie sich und sind dann auch eher dämmerungs- bzw. nachtaktiv. In der Regel sind die Tiere ab Oktober im frostfreien Winterversteck unter Steinen, Wurzel, in Nagerbauten oder in selbstgegrabenen Verstecken.
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225mm | 1/125s | f/5.6 | ISO200 |
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225mm | 1/500s | f/4 | ISO200 |
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225mm | 1/250s | f/4 | ISO200 |
Die Bestandsentwicklung der Wechselkröten ist seit Jahrzehnten rückläufig. Sie wird daher auf der bundesweiten Roten Liste als gefährdet geführt. Hauptgefährdungsursache ist die anthropogene Zerstörung der Laichgewässer. Da die aller meisten primären Lebensräume der Wechselkröte nicht mehr existieren, ist die Art extrem auf die sekundären Lebensräume angewiesen. Brach- und Ruderalflächen, welche häufig als wertlose Gebiete angesehen werden, werden häufig überbaut oder alte Abbauflächen werden verfüllt, aufgeforstet oder geflutet. Neben der reinen Lebensraumzerstörung spielt die allgemeine Intensivierung der Landwirtschaft eine entscheidende Rolle, da hier die kleinräumigen Lebensräume immer mehr verloren gehen.
Die Art unterliegt dem strengen europäischen Artenschutz und wird im Anhang IV der FFH-Richtlinie geführt. Hier bleibt zu hoffen, dass zukünftig genügend geeignete Lebensräume für diese Art erhalten bleiben und nach Möglichkeit auch neu geschaffen werden.
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225mm | 1/800s | f/2.8 | ISO200 |
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225mm | 1/60s | f/8 | ISO200 |
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225mm | 1/200s | f/5.6 | ISO200 |
Wirklich tolle Bilder, Torsten!
AntwortenLöschenToller Beitrag. Gefällt mir.
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