Wenn man mit Fotografieren anfängt ist eines der ersten Attribute welches man an einem Bild analysiert die Schärfe. In quasi jedem Fotoforum wird eine knackige Schärfe als Qualitätsmerkmal herausgestellt, vorausgesetzt sie sitzt dort wo sie soll, nämlich auf dem Hauptmotiv. Wenn die Schärfe stimmt, stimmt die Qualität des Bildes mit hoher Wahrscheinlichkeit auch.
So fing ich auch an zu Fotografieren. Aber in den letzten Jahren stellte sich immer wieder für mich heraus, dass ein Bild nicht unbedingt die perfekte Schärfe besitzen muss, um wirklich gut zu sein! Vielleicht benötigt manches Bild gar keine Schärfe...Sondern reduziert sich auf ganz andere Attribute. In der Naturfotografie gibt es da ja den einen oder die andere, die regelmäßig mit diesen klassischen Konventionen brechen. Das Ergebnis sind Bilder die sich von der Masse abheben, die durch die Reduzierung auf weniger greifbare Bildmerkmale den Fokus des Betrachters auf ganz andere Art und Weise zu lenken vermögen. Andere Attribute treten viel stärker in den Vordergrund. Man kann schon von einem eigenen Bildstil sprechen, wenn bei einem Bild die Schärfe bewusst reduziert oder quasi ganz aus dem Bild genommen wird. Bewusst mit Konventionen brechen.
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Mitzieher - Bergfinken fliegen hinter Bäumen entlang
450mm, f/13, 1/30s, ISO800 |
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Gelber Frauenschuh out of focus
150mm, f/2.8, 1/100s, ISO200 |
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Alpenbock-Mitzieher
150mm, f/13, 1/30s, ISO800 |
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Moos dreifach belichtet
150mm, f/2.8, 1/250s, ISO800 |
Schon fast klassisch wirken da Wischer, zum einen die Bewegungswischer die versuchen Bewegungen im Bild einzufrieren und somit in ein statisches Bild Dynamik bringen, die in einem einzelnen Bild sonst nicht möglich wäre. Aber auch Wischer entlang von Strukturen, die durch die längere Belichtung einen mehrfachen Wiederhall der fotografierten Form auf das Bild bringen. Einen mehrfachen Wiederhall produzieren natürlich auch Doppelbelichtungen, die eine Situation aus verschiedenen Perspektiven in einem Bild einfängt oder verschiedene Situationen gezielt mit einander vereint. Oder das Subjekt wird bewusst aus der Schärfeebene genommen, um sich mehr von der Form zu lösen. Oder man verwackelt ein Bild ganz bewusst. Oder, oder, oder... die Gestaltunsgmöglichkeiten sind breit und vielfältig.
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Weißdolch-Bläuling im Lebensraum |
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Mitzieher mit einem Kurzflügler (Staphylinus erythropterus) |
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Baumwischer |
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Diptam-Silhouette |
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Wilde Tulpen Traum
300mm, f/4, 1/50s, ISO200 |
Aber natürlich ist alles graduell, nichts spricht gegen ein knackiges Bild aber eben auch nichts gegen ein unscharfes Bild und auch nichts gegen irgendwas dazwischen. In diesem Blogpost möchte ich ein paar Bilder dieser Kategorie aus meinem Archiv zeigen.
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Steinbock-Mitzieher
300mm, f/6.3, 1/10s, ISO50 |
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Gelber Frauenschuh
225mm, f/2.8, 1/60s, ISO200 |
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Birkenwischer
50mm, 1/12s, f/8, ISO50 |
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Storch im Anflug auf den Horstbaum
300mm, f/4, 1/40s, ISO100 |
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