Mittwoch, 24. Juni 2015

Der Vercors

Das in der Naturfotografie nicht immer alles so einfach ist oder nach Plan läuft, ist ja eigentlich bekannt und dem Naturfotografen selbst auch durchaus bewusst. Wenn man dann aber bei einer Unternehmung feststellt, dass die Bedingungen suboptimal sind, stellt sich doch eine gewisse Ernüchterung ein. So mussten wir in diesem Jahr auf einem Kurztrip in den Vercors feststellen, dass uns das Wetter einen ordentlichen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Allerdings machten wir das beste draus und kamen daher auch nicht mit komplett leeren Speicherkarten heim. 
Eine der wenigen Tieraufnahmen der Tour: Ein Graublauer Bläuling (Pseudophilotes baton) auf Thymian mit Apenninen-Sonnenröschen im Hintergrund
150mm, f/8, 1/200s, ISO400
Mitte Juni wollte Gregor gern ins Vercors fahren, insbesondere wegen der Orchideen. Der westlichste Ausläufer der Alpen, welcher einen Teil der Französischen Kalkalpen darstellt, ist unter Kennern bekannt für seine Diversität dieser Pflanzenfamilie. Er fragte mich im Vorfeld ob ich mitkommen wollte und da ich diese Ecke bis dato überhaupt nicht kannte, stand der Entschluss schnell fest. Auch Joachim lies sich dafür begeistern und fuhr auch hin. Zum Glück war er schon ein paar Tage zeitiger mit dem Wohnwagen da und hatte einige Tage mit bestem Wetter.
Auf der Hinfahrt war noch aller bestes Wetter und wir genossen die Sonne und fuhren das letzte Stück der Route quer durchs Vercors. Typische enge Passstraßen schlängeln sich an den Felsen entlang. Schon im Vorbeifahren sieht man einige Orchideen. Sehr viel vorhanden und allgegenwärtig war besonders das Holunder-Knabenkraut (Dactylorhiza sambucina).
enge Passstraßen und tolle Panoramen (am Combe Laval)
typischer Blick im Vercors (hier am Col de la Bataille)
Orchideen auf einer kleinen Wiese am Straßenrand
18mm, f/8, 1/160s, ISO200
Knöllchen-Steinbrech (Saxifraga granulata) cf. auf einer Bergwiese
18mm, f/4, 1/2000s, ISO200
Holunder-Knabenkraut (Dactylorhiza sambucina)
300mm, f/8, 1/160s, ISO200
Holunder-Knabenkraut (Dactylorhiza sambucina)
150mm, f/4, 1/1600s, ISO200
Holunder-Knabenkraut direkt auf einer Wiese an einem Aussichtspunkt (Foto: Gregor Faller)
Nach einer wirklich entspannten und interessanten Anreise sammelten wir uns erstmal auf einem Zeltplatz um von dort aus die erste gemeinsame Tour zu starten. Leider begann ab da das regnerische Wetter, was durchsetzt war von nächtlichem Dauerregen. Jedoch gab es zum Glück am Tag ein paar Regenpausen in denen wir dann doch das eine oder andere Bild machen konnten. Leider fanden wir vermutlich witterungsbedingt nur wenig Insekten und daher knipsten wir vor allem Orchideen. Wir fanden u.a. eine von Gregor angepeilte Wunschart, die Drôme-Ragwurz (Ophrys drumana). Es handelt sich dabei um einen französischen Endemiten. Ob es sich nun tatsächlich um eine valide Art handelt oder es nur eine Unterart ist, überlasse ich mal den Experten...auf jeden Fall ist sie hübsch.

Versuch des kreativen Einsatzes einer Mehrfachbelichtung
3x 150mm, f/4, 1/200s, ISO200
Die ersten Regentropfen machen uns doch nichts aus...eine Bergwiese mit einigen Orchideenarten, vor allem Holunder-Knabenkraut (Foto: Gregor Faller)
Ein Highlight für den Orchideenkenner, die Drôme-Ragwurz (Ophrys drumana)
300mm, f/4, 1/400s, ISO320
Leider hielt das Regenwetter die gesamte Zeit Vorort an. Auch die Temperaturen fielen in den Keller und wir waren froh eine Jacke mehr mitgenommen zu haben. Wir versuchten das Beste draus zu machen. Besonders schade war, dass es morgens und abends massiv verregnet war und wir bei keinem Sonnenauf- oder untergang mit etwas spannenderem Licht fotografieren konnten. 
Der Scheibenwischer hatte gut zu tun...
Fliegen-Ragwurz (Ophrys insectifera) in einem Lebensraum mit Zwergkiefern und Wacholder
150mm, f/3.2, 1/200s, ISO500
Fliegen-Ragwurz (Ophrys insectifera)
150mm, f/2.8, 1/1000s, ISO100

Affen-Knabenkraut (Orchis simia)
18mm, f/8, 1/100s, ISO200
bei der Arbeit...(Foto: Gregor Faller)
auch mitten in Grünwegen finden sich eine Vielzahl von Orchideen (Foto: Gregor Faller)
Faszinierend empfanden wir die extrem unterschiedlichen Lebensräumen auf recht engem Raum. Von Bergwiesen (bzw. -weiden), Wäldern, Wacholderheiden z.T. auch mit Zwergkiefern bis hin zu mediterranen Biotopen. Eine solche mediterran anmutende Fläche entdeckten wir durch Zufall, die Fläche wird größtenteils beweidet und Küchen-Thymian war die bestandsbildende Art.
Echter Thymian (Thymus vulgaris) zwischen Ginster
18mm, f/5.6, 1/1000s, ISO400
der Schwarze Wollschweber (Bombylella atra) ruht auf Thymian
150mm, f/4, 1/640s, ISO800
Der Echte Thymian (Thymus vulgaris) als natürlich entstandener Bonsai, vermutlich hat er auch schon einige Jahre auf dem Buckel.
85mm, f/2.2, 1/2000s, ISO200
Und was macht man nun, wenn man bei einem Ausflug pech mit dem Wetter hatte? Genau, wiederkommen und genau das peile ich fürs kommende Jahr an und zwar mit der Familie. Die Gegend ist nämlich nicht nur toll zum Fotografieren, sondern eignet sich auch sehr gut zum Wandern und dann ist das Wetter bestimmt besser 
:-)

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