Donnerstag, 1. August 2013

Turmfalken in der Urlaubsituation

Urlaube sind ja naturfotografisch häufig nicht ganz einfach. Entweder fokussiert man bei der Planung schon sehr spezifisch auf die Naturfotografie oder man kann es schon fast sein lassen. Häufig findet man erst kurz vor der Abreise die guten Fotolocations oder man ist nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort, usw.
Diesmal sollte es bei unserem Sommerurlaub zu einem schönen Zufall kommen und zwar mit Turmfalken. Jetzt denken sich die Meisten: 'Turmfalken naja, die brüten bei mir schräg gegenüber im Kirchturm. Nichts besonderes und auch schon häufig gesehen.' Würde ich grundsätzlich auch sagen, aber im natürlichen Lebensraum außerhalb von Siedlungsfläche sieht man die Tiere eher selten.


Ziel des eben angesprochenen Urlaubs war die Sächsische Schweiz. Nach einigem Überlegen nahm ich den Großteil meiner Fotoausrüstung mit, man weiß ja nie was man für Fotomotive vor die Linse bekommt. 
Kurz nach unserer Ankunft hörten wir lautstark Falken an einer nahe liegenden Bruchwand. Erster Gedanke: Wanderfalken! Aber ein Blick durchs Fernglas machte klar, dass es sich hier um Turmfalken handelt. Die Tiere überflogen uns immer wieder.

630mm, f/8, 1/2000s, ISO800
Damit war die Neugier geweckt und der Gedanke ein paar Bilder zu machen. Immer wieder konnte ich die Elterntiere beobachten wie sie Mäuse im Schnabel oder in den Fängen heranbrachten, sich recht exponiert an der Bruchwand setzten und dann in einem Sturzflug im Dickicht von Baumkronen in der Bruchwand verschwanden.


630mm, f/7.1, 1/1600s, ISO800
630mm, f/8, 1/1000s, ISO800
Mit etwas Glück, Gedult und einigen Positionswechseln (Danke dabei auch an Jürgen und Maik für die Hilfe) gelang es die Bruthöhle auszumachen. 

630mm, f/5.6, 1/1250s, ISO1600
Erfreulicherweise ließ sich eine Perspektive finden, bei der eine freie Sicht auf die Bruthöhle möglich war und ich die Kamera fast auf Höhe des Geschehens positionieren konnte. Die Entfernung betrug etwas über 50m, mit einem 500er oder einer noch längeren Brennweite wäre sicherlich eine noch wesentlich bessere Bildqualität möglich gewesen, jedoch hatte ich hier nicht mehr als mein 300mm f/4 plus 1,4xTK zur Verfügung. Die Bilder entstanden alle mit der Nikon D800 im DX-Modus und die gezeigten Bilder sind noch einmal gecroppt. Also nahm ich mir aller zwei Tage ein paar Stunden für die Beobachtungen Zeit.

Blick auf die Fotosituation
In regelmäßigen Abständen ließen sich die Elterntiere beim Ein- und Ausflug aus der Bruthöhle beobachten/fotografieren. Vormittags und am Nachmittag konnte ich die höchste Frequenz an Fütterungen feststellen, dazwischen gab es immer mal größere Pausen von 2-3h ohne Futternachschub. Das führt natürlich zu einem fotografischen Geduldsspiel. 2 Stunden lang passiert nichts, dann plötzlich fliegt ein Elterntier ein und ist kurz darauf wieder weg. Das Männchen war da immer besonders schnell und gab die Beute wohl nur an die Jungen weiter ohne zu verweilen oder die Beute aufzuteilen. Manchmal machten sich die Elterntiere bei ihrer Wiederankunft lautstark bemerkbar, das machte es etwas einfacher, zum richtigen Zeitpunkt auf den Auslöser zu drücken. 


630mm, f/7.1, 1/320s, ISO800
Gerade in den ersten Tagen meiner Beobachtungen ließen sich die Jungen kaum blicken und man musste schon aufmerksam durch den Sucher oder das Fernglas schauen um sie zu bemerken.


630mm, f/6.3, 1/800s, ISO800
Turmfalken gehören in Europa neben dem Mäusebussard zu den weitverbreitetsten Raubvögeln. Sie sind auch in Asien und Nordafrika zu finden. In ihrem natürlichen Lebensraum brüten die Tiere in Felswänden oder aber in Nestern anderer Vögel. Heutzutage sind sie jedoch wesentlich häufiger im Siedlungsbereich anzutreffen, wo sie an und in Gebäuden oder auch in Nistkästen brüten. Hauptnahrung stellen Mäuse (insb. Wühlmäuse) dar, es werden aber auch Insekten, Jungvögel und Reptilien gefressen. 

Ich konnte die Elterntiere ausschließlich Mäuse heranbringen sehen. Meist waren es wohl Wühlmäuse.

630mm, f/5.6, 1/1000s, ISO2000
Die An- und Abflugsszenen festzuhalten war immer wieder eine Herausforderung, zumal das Licht an der Höhle auch nicht gerade üppig war. Die festgehaltene Situation jedoch nachher in Ruhe im Bild anzuschauen, lohnte fast jedes mal. 


630mm, f/6.3, 1/800s, ISO800
630mm, f/5.6, 1/4000s, ISO1600
630mm, f/6.3, 1/2000s, ISO1100
630mm, f/5.6, 1/4000s, ISO1600
Das Weibchen ließ sich beim Füttern immer mehr Zeit und war teilweise mehrere Minuten in der Höhle verschwunden, vermutlich teilte sie die Beute unter den Jungtieren auf.
630mm, f/6.3, 1/2000s, ISO1250

Erst an den letzen Tagen meiner Beobachtungen konnte ich die Jungtiere in ganzer Größe beobachten. Hin und wieder wagte ein Tier auch schon den Schritt auf den ersten Absatz der Höhle. Hier wurden die ersten Flügelschläge geübt und die Umgebung sondiert. Am Anfang des Urlaubs konnte ich die Jungtiere noch im vollständigen Daunenkleid beobachten, eine gute Woche später waren die Vögel komplett durchgemausert. Den Ausflug der Tiere konnte ich leider nicht mehr beobachten.


630mm, f/5.6, 1/2000s, ISO2000
630mm, f/9, 1/100s, ISO200
630mm, f/9, 1/100s, ISO200
630mm, f/8, 1/250s, ISO640
Diese eleganten Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum über Tage beobachten und dabei noch ein paar Fotos machen zu können, war höchst spannend und sehr interessant. Vielleicht klappt so etwas ja wieder einmal.

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