Viele Käfer sind nachtaktiv, daher sind sie auch teils schwer zu erfassen. Am Tag sind die Tiere dann einfach nicht auffindbar oder ihre Verstecke nur schwer zugänglich. Spannend ist es dann, wenn man nach einer nachtaktiven und zugleich sehr seltenen Art sucht und sie dann nach Jahren zum ersten mal gleich an verschiedenen Orten zu Gesicht bekommt. So ging es mir dieses Jahr mit dem Körnerbock.
Der Körnerbock (Aegosoma scabricorne) ist eine unserer seltensten Bockkäferarten und zu gleich eine der größten. Mit guten fünf Zentimetern nach heimischen Maßstäben ein echter Riese. Eine sehr urtümlich anmutende Art die nur in den wärmsten Sommerabenden zu später Stunde unterwegs ist. Ein zufälliger Hinweis meiner Kollegin Evelyn die eine Nachricht einer Freundin erhielt, die meinte "was ist denn hier für ein Käfer an meine Hauswand geflogen" wies mich auf meinen ersten lebenden Körnerbock hin, den ich mir dann prompt anschauen musste. Einige Wochen davor suchte mein Kollege Florian und ich zusammen mit unserem Käferkumpel Claus vergeblich in der Nähe nach Tieren, fanden aber nur ein paar Flügeldecken und etliche Ausbohrlöcher. Durch den nun aktuellen Fund angetrieben machten wir uns auf, um nach der Art an einer ganz anderen Stelle zu suchen und wurden nun fündig und zwar in zweistelliger Anzahl. An zwei Abenden fanden wir ein gutes duzend Tiere. Ein Individuum flog uns sogar aufgrund unseres Taschenlampenlichts an. Wahnsinns Erlebnis!
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Ein Körnerbock an einem Brutbaum |
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Ein Männchen in einem Ausbohrloch, vermutlich nutzte das Tier dies aber als Tageseinstand. |
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Portrait eines Männchens |
Der Körnerbock ist mit dem deutlich weiterverbreiteten Sägebock und mit dem seltenen Mulmbock näher verwand. Alle drei Arten zählen zu den großen Arten und sind eindrucksvolle Tiere. Die Körpergröße des Körnerbocks liegt zwischen 28-50mm. Für Bockkäfer eher untypisch besitzen die Weibchen eine Legeröhre, die deutlich über die Flügeldeckenenden ragt. Die Männchen sind besonders an den Fühlern und dem Kopf mit feinen Körnchen besetzt, daher auch der Name.
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Weibchen im letzten Licht am Brutbaum |
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Weibchen am Brutbaum |
Bei uns findet man die Art bis auf ganz wenige Ausnahmen nur in der Oberrheinebene und angrenzenden Gebieten zwischen Basel und Frankfurt. In Südeuropa ist die Art allgegenwärtig und keine Seltenheit. Da die in Deutschland bisherige Verbreitung deutlich klimatisch erklärbar zu sein scheint, könnte sie im Zuge der Klimaveränderung profitieren. Gleichwohl ist die Art auf absterbende Bäume oder alte Bäume mit absterbenden Partien angewiesen. Ein solches Vorhandensein in den Wäldern setzt eine ökologisch nachhaltige Forstwirtschaft voraus. Bezüglich der Baumart sind die Tiere nicht wählerisch, fast alle heimischen Laubbäume im richtigen Stadium können geeignete Wirtsbäume sein. Die Larven entwicklen sich innerhalb von drei Jahren zum Käfer.
Die Art ist nach Bundesartenschutzverordnung streng und besonders geschützt.
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Männchen mit Schlupfloch |
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Körnerbock im Taschenlampenlicht |
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Glücklicher Fund eines Tieres kurz vor Sonnenuntergang |