Zehn verschiedene Eulenarten brüten mehr oder weniger regelmäßig in Deutschland. Einige von ihnen sind häufig und verbreitet wie der Waldkauz oder die Waldohreule, andere sind äußerst selten wie etwa die Zwergohreule. Die Sperbereule gehört nicht zu diesen zehn Arten. Vielmehr handelt es sich um einen extrem selten Wintergast, der in den letzten 225 Jahren nur insgesamt 178 mal in Deutschland festgestellt wurde. Die meisten Funde lagen dabei eher nördlich und nur wenige Funde im südlichen Teil Deutschlands.
630mm (KB), f/8, 1/1000s, ISO800
Daher muss man wirklich von großem Glück sprechen, welches wir im Frühjahr diesen Jahres hatten: Es begann alles mit initialen Hinweisen aus verschiedenen Richtungen im November 2014, da hieß es eine Sperbereule sei im Nordschwarzwald gesichtet worden. Nach der ersten Euphorie der Sichtung und Publikation des Fundes sollte alles doch völlig geheim bleiben, weil der Fundort im Nationalparkgebiet lag und so sollten Anstürme verhindert werden. Was man nun von solchen Geheimniskrämereien hält, bleibt jedem selbst überlassen. Hier gibt es selbstverständlich ein starkes Für und Wider, jedoch hätte wohl schon der Anstieg von einer guten Stunde und einigen 100 Höhenmetern die Meisten davon abgehalten wegen einer Eule dahin zu kommen.
35mm, f/9, 1/500s, ISO400
Jedoch sollte im November noch kein einziges Foto auf meiner Speicherkarte landen. Zwar gab es immer wieder Sichtungen aber leider immer zu weit entfernt um sie zu fotografieren und dann war sie plötzlich nicht mehr da. Einige Monate vergingen ohne Neuigkeiten. Die Sache schien sicher: das Tier ist wieder abgeflogen!
Dann plötzlich im März 2015 gab es wieder Sichtungen, welche mich mit Glück über Umwege erreichten. Diesmal musste doch wenigstens eine vernünftige Dokumentation drin sein, dachte ich mir und eine handvoll befreundeter Fotografen (u.a. Lukas berichtete unlängst davon)! Die Sichtung war in der gleichen Ecke wie Monate davor, die Eule hatte sich vermutlich die ganze Zeit im Umfeld aufgehalten und war in den kalten Monaten wohl eher in den tieferen Lagen unterwegs gewesen. Nun war sie wieder auf gut 1000m ü.N.N. an einer touristisch äußerst beliebten Ecke und diesmal sollte alles anders laufen. Bereits der erste Versuch 2015 sollte in tausenden Bildern kulminieren. Wir starteten morgens und waren relativ zeitig vor Ort. An der Spitze angekommen, kamen wir allerdings kaum zum Durchschnaufen, sollten wir doch direkt auf die Eule stoßen. Kein langes Suchen, sondern entlang des Wanderweges (im Nationalpark ist natürlich Wegegebot angesagt) saß das Tier seelenruhig auf einer Kiefer. Zwar noch relativ hoch, aber schon in vernünftiger Fotoreichweite. Das Wetter war in Ordnung, kalte Temperaturen und stärkerer Wind ließen uns jedoch fast die gesamte Zeit allein auf dem Berg sein.
630mm (KB), f/9, 1/1250s, ISO800
630mm (KB), f/8, 1/400s, ISO800
Nach einiger Zeit flog die Sperbereule dann geräuschlos auf die andere Seite des Weges in eine pittoreske tote Fichte. Foto um Foto entstand, war das Tier doch nun niedriger und aus verschieden Winkeln fotografierbar. Auch die Umgebung passte einfach fantastisch, da die Landschaft durchaus dem Lebensraum der Sperbereule entsprach. Nach gut zwei Stunden wollten wir schon fast auf Grund unserer kalten Füße und Hände zufrieden zusammenpacken, als die Eule doch wieder startete. Nun einige Meter weiter, entlang des Weges, landete sie diesmal auf der Spitze einer jungen Fichte in gut vier Metern Höhe.
630mm (KB), f/9, 1/640s, ISO800
630mm (KB), f/9, 1/400s, ISO800
Ihr Blick richtete sich nun deutlich häufiger Richtung Boden. Formatfüllende Bilder entstanden, jedoch nicht lange, dann startete sie wieder und flog etwas abseits vom Weg in einen offenen Bereich, landete kurz auf dem Boden, startete wieder, kam zum gleichen Baum zurück und setzte sich wieder hin. Nur diesmal mit einer Maus in den Fängen! Uns blieb die Spuke weg. Mit einem gelassenen Blick zu uns entfernte sie den Kopf der Maus und ließ sie sich dann schmecken. Fantastisch.
630mm (KB), f/9, 1/320s, ISO800
630mm (KB), f/9, 1/250s, ISO800
630mm (KB), f/9, 1/250s, ISO800
630mm (KB), f/9, 1/320s, ISO800
630mm (KB), f/9, 1/400s, ISO800
Einige Male wechselte das Tier noch seinen Ansitz, mal näher und mal weniger nah am Weg. Zum Schluss stiegen wir glücklichst wieder ab. Ich war kurz darauf noch ein zweites mal dort. Ähnliche Situationen, nur, dass die Eule deutlich häufiger Mäuse fing, jedoch in größerem Abstand zum Weg. Das meiste ihrer Beute aß sie übrigens nicht, sonder bunkerte diese in kleinen Höhlungen der abgestorbenen Bäume. Bei einem dritten Aufstieg zwei Wochen später fanden wir keine Eule mehr. Die letzte mir bekannte Sichtung war zu Ostern diesen Jahres. Die ersten Sichtungen soll es wohl bereits im Oktober 2014 gegeben haben, damit ist dies der längste aufgezeichnete Aufenthalt einer Sperbereule in Deutschland.
300mm, f/5.6, 1/1000s, ISO800
300mm, f/8, 1/640s, ISO320
420mm, f(8, 1/320s, ISO400
420mm, f/9, 1/320s, ISO800
630mm (KB), f/8, 1/1600s, ISO800
Die mittelgroße Sperbereule (Surnia ulula) ist ein Brutvogel der borealen Nadelwaldzone Eurasiens und Nordamerikas. Die Brutvorkommen gelten als schwer erfassbar, da zum einen die Bestände von Jahr zu Jahr stark schwanken können und es zum anderen aufgrund des schwankenden Nahrungsangebots zu langen Wanderungen kommen kann. Als Hauptnahrung gelten Wühlmäuse, wobei auch Singvögel eine wichtige Nahrungsquelle darstellen. Wie schon aus meinen Beschreibung zu lesen ist die Art tag- aber auch dämmerungsaktiv.
85mm, f/5, 1/800s, ISO800
630mm (KB), f/8, 1/100s, ISO800
420mm, f/7.1, 1/25s, ISO3200
kleines zusammengeschnittenes Video. Am besten im Vollbildmodus in 1080p anschauen.
Eine Begegnung die ich so schnell sicher nicht vergessen werde...
...sind wir vor einigen Wochen, als wir in einer Streuobstwiese eigentlich für einen Steinkauz ansaßen, da uns schon lange ein vernünftiges Foto vom Inbegriff der heimischen Eulen im Fotoarchiv fehlt. Wir bedeutet Benjamin und ich. Es war nicht der erste Versuch und wird sicher auch nicht der letzte sein. Aus meinen Worten ließt man es schon heraus, aus dem Steinkauzfotos wurde nichts! Ein, zwei dokumentarische Sachen, aber nichts Verwertbares. Aber als wir so im komfortablen Tarnzelt von Benjamin hockten, lief uns plötzlich, nicht sehr weit entfernt, ein Fuchs durchs Bild. Leider lief er ziemlich zügig und nahm von uns keinerlei Kenntnis und verschwand im Randstreifen eines Feldes.
600mm, 1/80s, f/8, ISO400
Die Sichtung im Hinterkopf konzentrierten wir uns wieder auf die hoffentlich bald anfliegende kleine Eule, schauten aber immer mal wieder in den Bereich wo der Fuchs unterwegs war. Und Tatsache, er kam wieder und lief diesmal deutlich langsamer wieder zurück, sah das Zelt und war durchaus interessiert daran. Vielleicht vom Rattern der Kameras angelockt kam der Fuchs immer näher. Sogar so nah, dass ich die Beine vom Fuchs abschnitt, da ich völlig vergaß, dass ich nun ein Telezoom mein Eigen nenne und auch mal zoomen hätte können (ich Depp). Nun ja.
900mm (KB), 1/80s, f/8, ISO400
900mm (KB), 1/50s, f/8, ISO400
Nach einer kurzen Annäherung und der scheinbaren Akzeptanz des Zeltes trabte er weiter. Wir dachten schon die Show sei nun vorbei, tauchten doch unweit von uns an ein paar alten Gewächshäusern plötzlich zwei Jungtiere auf, die vom Alttier begrüßt wurden. Danach liefen sie zu dritt in der Streuobstwiese rum und nahmen von uns keinerlei Kenntnis. Eine wirklich schöne Situation und mein erster unmittelbarer Kontakt mit einem Fuchs. In diesem Zusammenhang möchte ich eine Buchempfehlung für ein fantastisches Buch über die Füchsin Sophie aussprechen. Das Buch ist von Anna Rummel toll geschrieben und gespickt mit hochklassigen Fotos von meinem Kumpel Klaus Echle: Fuchs ganz nah.
900mm (KB), 1/320s, f/6.3, ISO2500
900mm (KB), 1/500s, f/8, ISO2500
900mm (KB), 1/1000s, f/8, ISO2500
Ansonsten war das Ansitzen in der Streuobstwiese auch durchaus spannend, da es überall zwitscherte und wir sehr viele Tiere sahen und hörten. Nicht nur Fuchs, Hase und Reh, sondern auch Grünspecht, Garten- und Hausrotschwanz, Feldsperling, Steinkauz (leider nur weiter weg) sowie einiges mehr war unterwegs. Strukturreiches Offenland ist der Lebensraum der in den letzten Jahrzehnten massiv durch Nutzungsaufgabe, Flächenverbrauch aber auch Intensivierung verloren gegangen ist. Daher kann man immer nur betonen, dass solche Flächen mit äußerster Umsicht gepflegt und erhalten werden sollten!